Tephrocactus ( Lemaire, 1868)
Cactées, 88-89

 
Zunächst eine kleine Einführung in die Nomenklatur. Das hier verwendete System beruht auf dem von K.Gilmer und H.P.Thomas  herausgegebenen Schlüssel (Stand1998). Backeberg und Ritter wie auch R.Kiesling haben mehr als 5 Arten beschrieben, da viele Standortvariabeln in diesen Puplikationen als eigenständige Art oder als Gattungsform mit Varietätsrang angeführt sind. Auf zwei Reisen in die argentinischen Heimat der echten Tephrocacteen, konnte ich einige Standorte besuchen und mir so einen kleinen Überblick über die Variabilität vor Ort verschaffen. Das Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf Mittel- bis Nordwestargentinien, vorwiegend in den heissen Ebenen, ausnahmsweise bis in eine Höhe von gegen 2900m ( T.alexanderi fa.geometrius). Gebietsweise sind die Bestände sehr dicht und dominierend, was teilweise an der Sprossvermehrung liegt, andrererseits an der guten Keimfähigkeit der Samen ! Blüten, Früchte ,Samen werden jedoch reichlich produziert und können bei geeigneten klimatischen Bedingungen zur Verjüngung beitragen.
 
 

Tephrocactus weberi (Spegazzini)
Backeberg und Knuth, Kaktus ABC:106 ,1936
Holotypus:Sierra de Pie de Palo, Dept.Ancago, Prov San Juan, Argentinien, 1.1899 Holmberg s.n.

T.weberi ist im nördlichen Verbreitungsgebiet sehr stark verbreitet, gerade in den weiten Ebenen und den Hügelzügen des nördlichen Calchaqui-Tales. Im Süden hingegen findet man diese Pflanzen seltener und vor allem in Hängen der Berg- oder Hügelrücken. Ich muss zugeben das diese Pflanzen zu meinen Favoriten zählen . Diese schwach variable Art bildet zum Teil sehr kompakte, kleintriebige Höhenformen aus, welche ansatzweise ausgebildete Rübenwurzeln bilden. Aber auch langtriebige grosse Polster, die bis über 25cm hoch werden können. Die Dornen sind kurz, stechend bis biegsam lang und im Querschnitt meist rund. Die Blütenfarbe ist dominant gelb, auch orange - ,rötlich bis rosa ist ebenfalls möglich, aber selten. Die Blütenbildung wird nicht wie bei anderen Arten durch die lange Trockenheit gefördert, da sie erst im vollen vegetativen Wachstum mit den Blüten kommt. Meist wenn die Pflanzen schon gut im Trieb sind im Juli oder August. Daher kann man ruhig schon ab April mit dem giessen beginnen.

 

Tephrocactus articulatus (Pfeiffer)
Cactus 8: 249, 1953

Neotypus(Kiesling 1984): Cerca del Cello de la Gloria, Dpto. Las Heras ,Prov. Mendoza, Argentinien,
7-1931, A.R.Leal 2588

Diese Art ist wohl fast jedem bekannt. Der " klassische Papierstachelkaktus" ist in vielen Sammlungen vertreten,da man ihn bei uns relativ häufig im Gartencenter antrifft oder gerne von Pflanzenfreunden weitergegeben wird. Die Dornen sind immer abgeflacht, bei der inermis/strobiliformis-Form fehlen sie fast völlig. Die Blüten sind weiss, manchmal mit einem rosa Mittelstreifen, sitzen auf dem letztjährigen Spross und können sich vor allem bei hartdornigen Formen in Massen entwickeln. Im Alter können diese Pflanze grössere Gruppen bis 1m Höhe ausbilden. In der Trockenperiode von September bis Mai sollte man die Pflanze an einen Platz stellen und nicht mehr bewegen, da in der Ruhezeit bei einigen Formen die Triebe sehr leicht abfallen.
Die Synonymliste ist sehr lang ! Es ist wohl die Art in der Gattung, welche am meisten morphologische Variabeln aufweist. Somit wurden über die Jahre viele Standrtformen als Variatäten oder sogar Arten beschrieben. Hier ein paar Formen!

 

Tephrocactus aoracanthus (Lemaire)
Cactées: 89, 1868

Neotypus: Cerro de la Gloria, Dpto. Las Heras, Prov. Mendoza, Argentinien; 11.7.1948, A.R. Leal 12757

Ebenfalls eine Art, welche z.B.in der Provinz San Juan recht weit in die Kordillieren vordringt und dort zusammen mit C.recurvata wächst. Es sind die grössten Pflanzen der Gattung Tephrocactus.

Mächtige (Faustgrösse) Segmente bildend und strauchig wachsend bis zu einer Höhe von 1m. Die Bedornung ist immer rundlich und zum Teil extrem lang (20cm + ). Eine Ausnahme bildet die Form, welche auch als "phaediophilus"bezeichnet ist und leicht mit T.articulatus verwechselt wird. Die Dornen sind rinnig abgeflacht und sehr lang. Jedoch werden die Früchte dieser Pflanzen bei der Reife rot, was auf eine nahe Verwandtschaft mit aoracanthus hindeutet. Auch hier sind die Blüten weiss bis rosa. Wohl enger mit T.alexanderi und T.articulatus verwandt da subjektiv die Bedornung in beide Extreme gehen kann.

 

Tephrocactus alexanderi (Britton&Rose)
Cactus 8:250, 1953
Typus: zwischen Famatina und Chilecito, La Rioja, Argentinien, 19.2.1921, W.B. Alexander

Bildet teilweise, wie alle Tephrocacteen, Massenbestände aus. Die Art kommt ausser mit T.molinensis praktisch mit allen anderen Arten im Verbereitungsgebiet in Berührung. Es gibt auch bei anderen Arten diese Überlappung der Verbreitungsgebiete. Bei Kakteenfreunden wohl die beliebteste Art, da viele Sämlinge/Klone schon als relativ junge Pflanzen blühen können. Diese rundtriebige, zuweilen stark bedornte Art, hat in höheren Lagen eine von vielen Formen hervorgebracht (T.geometricus), jedoch sind Pflanzen mit ganz schwacher Bedornung auch dort nur die Ausnahme !
Die Blüten gehen ins rosa und haben meist einen dunkel gefärbten Mittelstreifen.

 

Tephrocactus molinensis (Spegazzini)
Cactus 8:249,1935
Typus:Opuntia schumanii-T.molinensis (LP14335) ,ohne weitere Angaben, wahscheinlich bei Molinos, Salta, Argentinien aufgesammelt. Vermutlich Ex Herbar Spegazzini.

Eine faszinierende Pflanze ist T.molinensis ,die auf den Höckern sitzenden Glochidenbüschel verleihen der Pflanze ein raupenähnliches Aussehen. Die Art hat ein begrenztes Verbreitungsgebiet im Calchaqui-Tal und ist im Aussehen äusserst homogen im Vergleich zu den anderen Arten. Alte Pflanzen bilden dichtere bis lockere, mitunter mehrtriebig hohe, kleine Gruppen und die Blüten sind meist weiss mit einem Grünstich. Ähnlich wie auch bei M.nigrispina und A.verschaffeltii, können Sprosssegmente während der Ruhezeit abgestossen werden, vielleicht dient diese Eigenschaft zur vegetativen Vermehrung.

 
 

 

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